„Nimm am Besten nie den Bus. Das ist gefährlich. Zu viele Unfälle.“
„Besser mit dem Taxi und zwar mit einem offiziellen Taxi. Und nicht mit fremden Leuten ein Taxi teilen.“
Ich habe mir Mühe gegeben. Ehrlich. Aber dann kam der Tag an dem ich gleich alle drei „Regeln“ missachtet hatte/musste…
Zusammen mit der Klinikdirektorin Teresa habe ich mich für eine Konferenz zum Thema „Palliative Pflege“ in Cochabamba angemeldet und irgendwie musste ich ja nach Cochabamba kommen. Alle Ausländer/Missionare, die ich kenne, nehmen für diese Strecke den Flieger. Ist schneller (45min) und angeblich sicherer, aber auch teuerer und deshalb reisen die meisten Einheimischen im Bus. Da Teresa aus Kostengründen den Bus nahm, brachte ich es nicht übers Herz, mit dem Flieger zu reisen und sagte ihr, ich würde auch mit dem Bus kommen. Sie schien etwas erstaunt und fragte auch zweimal nach, ob ich wirklich mit dem Bus reisen würde.
Am Mittwochabend sollte es los gehen: Mit dem Nachtbus (ca. 9-10h) nach Cochabamba, direkt zur Konferenz, die bis Samstag-Abend dauerte und dann gleich mit dem Nachtbus wieder zurück.
Von der Klinik bis zum Busbahnhof musste ich ein Taxi nehmen. Da es bereits dunkel war, war es leider unmöglich zu erkennen, ob es sich um ein offizielles Taxi handelte oder nicht und natürlich erwischte ich ein inoffizielles Taxi mit weiteren Passagieren drin. Der Fahrer meinte, er würde sowieso Richtung Busterminal fahren und mich auch gleich mitnehmen. Da er einen sympathischen Eindruck machte und mein Bauchgefühl nicht widersprach, stieg ich ein… und kam auch problemlos bis zum Busbahnhof.
Im Busterminal drinnen, hätte ich im liebsten wieder rechtsumkehrt gemacht und die Flucht ergriffen. Es war einfach nur laut und es herrschte ein reges Kommen und Gehen, denn viele Langstreckenbusse fahren durch die Nacht und verlassen Potosí spätabends.
Was den Lärmpegel aber ins Unermessliche steigen liess, waren die Ticketverkäufer, die unablässig die verschiedenen Destinationen der Busse regelrecht schrien, teilweise in einer komischen Art Singsang. Ich weiss nicht, wie man dort einen ganzen Tag arbeiten kann, ohne durchzudrehen… Oropax helfen da auch nicht weiter. Hut ab vor diesen Leuten!
Auch im Terminal von Cochabamba war es nicht anders.
Wie ich lernte, ist eines der Dilemmas für Busreisende folgendes:
- Entweder frühzeitig am Busbahnhof sein und den Lärm und das Chaos aushalten
- oder aber relativ knapp gehen und riskieren, dass man plötzlich im Stau (vor allem um den Busbahnhof) stecken bleibt und eventuell den Bus verpasst.
Das Gute an den Terminals ist aber, dass man dort noch fast alles kaufen kann: von Snacks bis hin zu richtigen Mahlzeiten und diversen Getränken. Ist es einem plötzlich zu kalt, kann man sich eine Decke kaufen. Kopfhörer vergessen? Kein Problem. Einfach noch schnell vor dem Einsteigen an einem der kleinen Kioskstände halt machen. Oder vielleicht braucht man noch was, um sich die Zeit im Bus zu vertreiben? Ein Spiel? Rätselbuch? Auswahl hat es genug.

Ganz wichtig: Immer genug Münz dabei haben!! Viele Verkäufer haben kaum Wechselgeld.
Auch für die Benutzung der Toiletten muss bezahlt werden. Immerhin bekommt man in der Regel dafür noch WC-Papier, denn in öffentlichen WCs gibts eigentlich nie WC-Papier.
Und auch nicht erschrecken, wenn man in die Damentoilette geht und drinnen plötzlich Männer sind. Ich dachte erst, ich hätte mich an der Türe geirrt… aber wie sich herausstellte, war ich schon richtig. Die Männertoilette neben an war einfach gesperrt und der Weg zum anderen Herren-WC am anderen Ende der Halle für viele wohl zu weit;-)
Teresa hat für uns beide Sitze in einem „Betten-Bus“ gebucht, was soviel heisst, dass die Sitze wie im Flieger zurückgelehnt werden können. Überrascht hatte mich dann aber, wie gross die Sitze waren und wieviel Platz wir hatten. Da kann der Flieger nicht mithalten!

Die Busfahrten mit dem Nachtbus verliefen ruhig und ereignislos. Gott sei Dank! Nur schlafen konnte ich nicht und das machte sich dann während der Konferenz bemerkbar;-)