Da wir ja ab Januar 2024 offiziell zwei Ärztinnen haben (Ärztin aus den USA und eine bolivianische) und auch mehr Labortests anbieten, mussten wir einiges umstellen in der Klinik. Das Büro musste geräumt werden und einem zweiten Untersuchungsraum weichen. Das „alte Patientenzimmer“ mit Bett und Kommode musste aufgelöst und zum neuen Büro umfunktioniert werden, etc.

Die Klinik blieb daher für Patienten an diesem 2. Januar 24 geschlossen und stattdessen sollte sich das ganze Team einfinden für diesen „Umzug“.

Zur verabredeten Zeit waren natürlich nur die Amerikanerin, ihr Mann und ich anwesend. Also fingen wir schon mal an. Nach und nach trudelten die anderen ein und das Chaos begann.

Wahllos wurden mal Möbel ausgeräumt oder in ein anderes Zimmer gebracht. Oder einfach mitten in den Weg gestellt. Niemand hatte wirklich einen Plan, was wohin sollte. Auch nicht die Direktorin. Irgendwann erhoben die Ärztin (USA) und ich unsere Stimmen und schafften es, die Mitarbeiter dazu zu bewegen, die Möbel in richtiger Reihenfolge aus den Räumen zu schaffen.

Als die beiden Schreibtische und Büromöbel in den neuen, viel kleineren Raum gebracht werden sollten, wollten wir erst von der Direktorin wissen, wie sie die Möbel angeordnet haben wollte. Wie Du dir bereits denken kannst, hatte sie keine Ahnung, sagte irgendwas und ich musste ihr prompt widersprechen. Selbst ich, die ich sehr schlecht bin im Abschätzen von Metern und Grössen, sah, dass das niemals funktionieren würde. Zum Glück gab mir die Ärztin recht und schlussendlich entschieden wir grösstenteils selber, wie wir die Möbel im Büro stellen würden, damit alles Platz hatte und einigermassen sinnvoll ist für zwei Mitarbeiter.

Diese ganze Umzug-Aktion förderte auch sehr viele alte Dinge zu Tage, schon fast vorsintflutlich. Mich traf fast der Schlag, als ich das alles sah. Und das sollte nun einfach von einem Raum in den anderen gezügelt und wieder in irgendwelchen Schränken verstaut werden? Definitiv ohne mich! Das war echt zu viel und meine Geduld war hier zu Ende. Das gebe ich zu. Ich holte kurzerhand einen grossen Abfallsack und fing an, grosszügig auszumisten. 

Das tönte dann in etwa so: 

„Aber Regina, dieses grosse Info-Plakat können wir noch brauchen.“ 

„Nein können wir nicht. Die Telefonnummer und Adresse stimmen längst nicht mehr.“ 

„Aber wir könnten doch einfach diesen Teil abschneiden und den Rest noch benutzen.“ 

„Die Namen der Ärzte stimmt auch nicht mehr.“

„Dann schneiden wir die halt auch ab.“

„Das einzige was übrig bleiben würde, ist ein uraltes Foto!“

„Ja, aber es ist doch noch gut.“

„Wenn Du willst, darfst du es gerne mit nach Hause nehmen … Für eine professionelle Klinik wie wir es sind, taugt das nichts und würde einen eher schlechten Eindruck machen.“

„Ja, stimmt eigentlich…“

Das Plakat flog weg.

Kalender aus dem Jahr 2017 und 2022 fanden den Weg in den Abfallsack, ebenso eine Menge alter englischer Magazine. 

Material für Kinderstunde verfrachtete ich kurzerhand in den Schulraum der Englisch-Klasse. Es gehörte ja schliesslich auch der Englisch-Lehrerin und wir brauchten das wirklich nicht in einer Klink zu lagern. Eine Menge Papier und uralte, kaputte Bastelarbeiten warf ich ebenfalls weg.

Irgendwann fing eine Mitarbeiterin an, die grossen, farbigen Papierbögen aus dem Abfall zu retten. 

„Was machst du da? Was willst du mit den Papierbögen?“, fragte ich.

„Regina, die können wir noch brauchen!“

„Für was denn?“

„Zum Beispiel für … Informationen draufschreiben.“

„Die Papierbögen sind stellenweise gerissen und ziemlich unschön. Sollten wir jemals so ein rotes Papier brauchen, werde ich dir ein neues kaufen. Versprochen!“

„Ok.“

Das Papier landete wieder im Abfallsack;-)

Im Behandlungsraum traf ich die US-Ärtzin an. Sie teilte mir mit, dass sie ein paar alte, bereits braune Gazen weggeworfen hatte. Ich konnte einfach nicht anders und musste anfangen zu lachen. Fragend schaute sie mich an und ich erklärte ihr, dass ich das schon vor einem Monat machen wollte, aber die andere bolivianische Pflegefachfrau die Gazen behalten wollte. Ich erwähnte auch, dass es noch so einiges geben würde, dass ich eigentlich am liebsten in den Eimer befördern würde. 

Vor der Ärztin standen noch eine Menge Sachen für die Behandlung der Patienten und sie fing wirklich an zu fragen: „Können wir das noch brauchen? Vielleicht für ….“

Meine Standard-Reaktionen darauf waren meistens:

  • „Wann hast du oder sonst jemand das zum letzen Mal gebraucht/benutzt? Also weg damit.“
  • „Wirf es weg. Es ist schon längst nicht mehr steril.“

Auch aus dem Behandlungsraum landete in kurzer Zeit so einiges im Abfall. 

Unsere drei grossen Abfalleimer waren längst voll und so stapelten wir alles schön daneben. Am nächsten Tag würde zum Glück sowieso der Abfall-Lastwagen kommen und alles mitnehmen!

An diesem Abend ging ich zwar ziemlich müde, aber auch zufrieden ins Bett.  Misión cumplida – Mission accomplished!

Und ganz ehrlich: Ich hoffe von ganzem Herzen, dass ich nie angefragt werde, bei einem richtigen Umzug mitzuhelfen. Ich will gar nicht wissen, wie das hier funktioniert;-)

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