Nach fast einem Monat in Potosí wird es langsam aber sicher Zeit, ein paar Worte über die Klinik und meinen Alltag zu verlieren.

Die Klinik Allinta Ruwana kann man sich am besten wie eine Hausarztpraxis vorstellen und meine Arbeit besteht demnach aus allem Möglichen:

  • Patientenaufnahme: Was manchmal gar nicht so einfach ist, weil die Patienten teilweise von sehr weit her kommen und vom Land sind. Viele sprechen nur Quechua und kaum Spanisch und es ist auch normal, dass sie ihre Daten wie z.B. Geburtsdatum nicht wissen. Wenigstens haben sie aber praktisch immer ihre Identitätskarte dabei:-)
  • Pflegerische Verrichtungen wie Hämatokrit messen, Infusionen verabreichen, Vitalzeichen messen, Injektionen, etc.
  • Die erbrachten Leistungen in Rechnung stellen und das Geld einziehen. Dazu gehörte auch, dass ich lernen musste, wie man echtes Geld von Falschgeld unterscheidet. Angeblich kursiert hier sehr viel Falschgeld herum.
  • Audiometrie, die Hauptbeschäftigung:-)
  • Hörgeräte anpassen und Instruktion bezüglich des korrekten Gebrauchs
  • Dokumentation: Und das in 3-5facher Ausführung! Ist Anweisung von ganz oben (vom Staat)!
  • … und was halt sonst noch gerade so anfällt…

Was die praktische Arbeit anbelangt, so musste ich mich erwartungsgemäss doch ziemlich umgewöhnen. Was mir sofort aufgefallen war: Es gibt so gut wie kein Händedesinfektionsmittel! Hin und wieder Hände waschen reicht. Handschuhe muss man in der Klinik auch suchen. Sie werden nämlich nur sehr selten benutzt, etwa bei Aderlass oder chirurgischen Eingriffen. Einfach weil es teuer ist. 

Überhaupt ist der Kostenfaktor hier ein sehr grosses Thema. Alles was irgendwie wieder verwendet werden kann, wird nicht weggeworfen: EKG-Kleber werden für mehrere Patienten benutzt. Ebenso der Becher für Urinproben. Dieser wird einfach kurz abgespült und wieder verwendet. Tücher zum Abdecken (z.B. bei Ohrspülungen) werden einfach zusammengefaltet und für den nächsten Patienten wieder bereit gelegt, usw.

Und ach ja, ihr lieben Pflegefachleute: was für ein Luxus sind doch die simplen sterilen Tupfer, die wir in der Schweiz einfach immer zur Hand haben und tonnenweise benutzen. Diese Tupfer sind hier ebenfalls zu teuer! Die Klinik nimmt normale Gaze und verpackt und sterilisiert sie selber! Ich muss mir also immer gut überlegen, ob ich jetzt so ein Päckchen öffne oder ob es auch mit etwas Unsterilem geht. Manchmal muss ich schon innerlich lachen, wenn ich daran denke, dass ich vor ein paar Monaten noch Hygiene-Verantwortliche war.

Und dann wären da noch unsere Patienten. Einerseits sind sie wie in der Schweiz. Sie können super freundlich sein und einem zum Lachen bringen, oder sie schaffen es, uns an den Rand der Verzweiflung zu treiben. Und in anderen Dingen wiederum „funktionieren“ sie komplett anders. 

Doch genaueres dazu beim nächsten Mal;-) 

Empfang und Warteraum

Raum für uns Pflegefachleute

Soll ich wirklich ein Päckchen steriler Tupfer öffnen, oder geht`s auch ohne??

Audiometrie (Hörtest)

Einer der beiden Behandlungsräume

… and last but not least: unser Pausenraum:-)
Ein Gedanke zu “Arbeiten bei Allinta Ruwana”
  1. Die Audiometriekabine ist echt der Hammer! Schalldichter geht es nicht 😉
    Ein Loch in der Wand für die Kabeldurchführung und unter der Türe schleicht der Lärmpegel in die Kabine. Ich bin begeistert 🙂

    Aber danke für deine sehr aufschlussreichen Berichte!

    PS: Habe vor Jahrzehnten in der Audiometrie am USZ gearbeitet …

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