… ein knapp instand gehaltenes Fahrrad, eine kriminelle Strasse, die Thermalquellen in Miraflores und erhält dafür einen abenteuerlichen Tag:-)
Meine bolivianische Arbeitskollegin Eysel wollte mir schon seit längerem die Thermalquellen etwas ausserhalb von Potosí zeigen, die angeblich von den Vulkanen kommen. Da sie selber gerne Fahrrad fährt, aber irgendwie niemanden hat, mit dem sie sowas machen kann (ausser ihr Ehemann), schlug sie vor, mit dem Fahrrad dorthin zu fahren. Ihre Tochter würde dann mit der Tante und den Cousins mit dem Bus nach Miraflores kommen zum Baden.
Ich durfte mir eines der beiden Fahrräder ihres Mannes Primo ausleihen. Gewohnheitsmässig checkte ich bevor es los ging die Bremsen (Spitex lässt grüssen!). Die Vorderbremse war gut, die Hinterbremse taugte nicht mehr sehr viel. Und das bei einer Strecke, die mehrheitlich leicht bergab ging! Dann kam die Instruktion von Primo: „Benutz einfach die Hinterbremse und nicht die Vorderbremse!“ Okay, dachte ich. Das konnte ja heiter werden!
Und dann ging es auch schon los. Eysel zuvorderst, dann ich und hinter mir Primo und einer seiner Freunde, der sich spontan entschieden hatte, auch mitzukommen.
Es ging abwärts aus der Stadt hinaus, auf einer mehrspurigen Strasse mit viel Verkehr. Am Strassenrand standen immer mal wieder Autos „parkiert“, die uns zum Ausweichen mitten auf die Strasse zwangen. Wir passierten irgendein kreiselähnliches Ding und dann kam ein Velo-Fussgänger-Weg. Erleichtert atmete ich auf und freute mich auf ein einfacheres Wegstück. Doch Fehlanzeige. Die (Strassen-) Hunde machten „Jagd“ auf uns, sprangen hoch und versuchten unsere Beine zu erwischen. Glücklicherweise konnten wir bald wieder auf die Strasse wechseln und verliessen die Stadt. Aber nun war höchste Konzentration nötig! Die Strasse war voller Schlaglöcher, Unebenheiten, Rillen oder mit feinem Kies bedeckt. Alles mögliche an „Hindernissen“ und nur ein paar Zentimeter neben mir brausten Autos, Lastwagen und Busse vorbei. Was ich mir in jenem Moment von Herzen wünschte, war ein Velohelm!!
Irgendwann wurde es allerdings ein wenig ruhiger, der Verkehr nahm ab und die Strasse wurde ein bisschen besser.
Bei der Höhle des Teufels machten wir kurz Halt.

Laut Primo führt ein Tunnel von der Stadt bis hierher. Auf diesem Weg wurde früher das Silber aus der Stadt geschafft und hier umgeladen. Das betreten der Höhle und des Tunnels ist allerdings verboten. Am Eisentor am Eingang hingen viele grüne, mit Kokablättern gefüllte Plastiksäckchen und am Boden lagen leere Alkohol-Plastikfläschchen. Angeblich ist dieser Ort sehr beliebt, um den Teufel um verschiedenste Sachen zu bitten. Oft auch um Rache oder Schaden für eine andere Person. So ein bisschen Voodoo-mässig.

Weiter ging es Richtung Miraflores. Unterwegs gab es zwei kleinere Anstiege und da machten sich die 4000m.ü.M. ganz schön bemerkbar. Ich war froh, dass Eysel auch ein bisschen ausser Atem war;-)
Kurz vor Miraflores gab es eine Abzweigung und einen Wegweiser „Ojo del Inca“ und Eysel meinte, dass wir genügend Zeit hätten und ich das unbedingt auch sehen sollte. Es läge ja direkt neben der Strasse. In Tat und Wahrheit führte eine Schotterpiste steil den Hügel hinauf und auf die Frage, wie lang es so hochgehen würde, bekam ich die Antwort: „So ca. 4km“. Was?? 4km so rauf? Das würde ich nicht überleben! Und im nächsten Moment realisierte ich, dass die Antwort irgendwie zu schnell kam und auch nicht überzeugend klang. Ich entschied mich, diese Antwort einfach mal als falsch einzustufen und tatsächlich: nach ca 10min waren wir beim Ojo del Inca. Ein kleiner „Vulkansee“ um den sich auch zahlreiche Legenden ranken.


Das letzte Wegstück bis nach Miraflores führte dem Fluss entlang, an dem sich verschiedene Thermalbäder befanden.
In Miraflores angekommen, trafen wir auf die anderen und gingen zum Thermalbad. Erst jetzt fiel mir auf, dass wir ja gar kein Veloschloss dabei hatten. Ich sah auch nirgends einen Veloständer. Die Lösung war denkbar einfach: Wir nahmen die Fahrräder einfach mit in das Thermalbad und stellten sie am Rand des Beckens ab!


Eigentlich waren es einfach ein paar überdachte Becken. An einem Ende gab es Toiletten, die ziemlich unter Wasser standen, „Duschen“ für alle und ein paar eher behelfsmässig gezimmerte Umkleidekabinen.
Der penetrante Geruch von Urin stieg mir in die Nase und nahm mir jegliche Lust, hier zu baden. Ich war mir nicht so sicher, ob der Geruch nur von den Toiletten kam oder auch von den Schwimmbecken. Aber anscheinend ist das hier für die Einheimischen eine willkommene Abwechslung und ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Eysel war voller Vorfreude und meinte, ich müsse unbedingt auch ins Wasser kommen. Ok gut. Einmal tief durchatmen, alles rund ums Thema Hygiene ausblenden und rein ins Wasser! Und siehe da: wir hatten einen lustigen Bade-Nachmittag;-)
Zugegeben, es kostete mich schon ein bisschen Überwindung, aber Nein sagen wäre in dem Momente definitiv die schlechtere Option gewesen!
Den Rückweg legten wir dann mit dem Bus zurück und ich hatte somit die Gelegenheit, die Umgebung anzuschauen. Das ging ja auf der Hinfahrt, während dem Velofahren, nicht ganz so gut:-)