Schweren Herzens habe ich nach knapp 2 Monaten Abschied genommen von Cochabamba und einer Menge lieb gewonnener Leute. Obwohl ich eigentlich hauptsächlich „Spanisch lernen“ und nicht viel in neue Kontakte investieren wollte, so ist es doch ein bisschen anders gekommen. Eigentlich gerade umgekehrt;-)
Aber da mein Ziel ja von Anfang an Potosí war, so freute ich mich auch, endlich das letzte Wegstück zurückzulegen und anzukommen.
Frühmorgens brachte mich der Flieger nach Sucre. Ok, um ehrlich zu sein, habe ich nichts von der Stadt gesehen. Der Flughafen liegt irgendwo in den Bergen, 45min ausserhalb der Stadt. Der Grund dafür ist einfach: es war die nächstbeste Fläche in den Bergen, auf der sich ein Rollfeld bauen liess.
Vom Flughafen ging es mit dem Taxi in gut 2 Stunden nach Potosí. Die Gegend war so ganz anders als Cochabamba, absolut trocken und nur in verschiedenen Brauntönen, aber es tat gut, aus der Grossstadt heraus zu sein.



In Potosí angekommen, lernte ich dann auch gleich das Team kennen, welches einen recht sympathischen ersten Eindruck machte. Nach einem späten Mittagessen mit ihnen allen, durfte ich „meine“ Wohnung oberhalb der Klinik beziehen, alle meine Koffer auspacken und mich mal ein bisschen „häuslich“ eingerichtet.
Gleich am ersten Tag nach meiner Ankunft fand so eine Art „offene Tür für Studenten“ statt. Gegen einen kleinen Beitrag konnten sie einen medizinischen Check-up machen lassen. Beim anschliessenden kleinen Postenlauf erhielten sie u.a. Infos zu sexuell übertragbaren Krankheiten und deren Verhütung, Drogen, Sicherheit im Internet, Ernährungstipps bezgl. Zucker sowie ihre Identität in Christus und am Schluss durften sie noch einen kleinen Preis in Empfang nehmen. Wie es der „Zufall so will“, war natürlich prompt jemand vom Team krank und so durfte/musste ich dann kurzerhand einspringen und den Posten der Ernährung/Zucker übernehmen;-)



Im Moment bin ich mich noch sehr am Eingewöhnen. Es ist doch ein ziemlicher Unterschied, ob man auf 4000m lebt oder nur als Tourist hochkommt und wieder absteigt.
Ja, es ist kalt! Es dauert etwa bis am Mittag, bis es wirklich warm wird an der Sonne. Am Nachmittag ist es dann für kurze Zeit sehr warm (bis knapp 20°C), aber die Sonneneinstrahlung ist sehr stark. Sobald die Sonne wieder untergeht, wird es kühl und in der Nacht, sowie am Morgen früh, kalt (aktuell 2-3°C). Natürlich sind die Häuser nicht isoliert und die grossen Fenster sind nur dünne Glasscheiben. Fensterläden gibt es selbstverständlich auch nicht. Dank Thermowäsche und 3 dicken Wolldecken lässt es sich als Gfrörli gerade so aushalten. Und wir sprechen hier vom Frühling/Sommer in Potosí, wohlgemerkt. Wie es im Winter wird, will ich gar nicht wissen.
Die Höhe ist auch so eine Sache. Tagsüber hatte ich bis jetzt noch keine wirklich ernsthaften Probleme, Gott sei Dank! Aber bereits in der ersten Nacht dachte ich, es sei meine letzte. Ich wachte wortwörtlich atemlos auf und musste mich erst mal aufsetzen. Flach liegen war kaum möglich und ich kann jetzt ein bisschen verstehen, warum gewisse Leute/ehemalige Patienten im Sessel schlafen und sich nicht ins Bett legen (können). Die nächsten paar Nächte waren dann mal besser und mal wieder schlechter. Wie ich erfuhr, sind die Nächte für die meisten Leute hier eine grosse Herausforderung. Auch für die Leute, die bereits seit Jahren hier leben. Laut ihnen sind die ersten paar Wochen in der Regel die allerschlimmsten. Danach sollte es sich langsam einpendeln und die wirklich schlechten und atemlosen Nächte sollten nicht mehr ganz so oft vorkommen. Bevor es aber ans Absteigen in tiefere Regionen geht, kann man/frau es noch mit Medikamenten versuchen. Das sind ja tolle Aussichten!
Mir wird gerade je länger je mehr bewusst, dass es bezüglich „Leben in der Höhe“ noch so einiges gibt, was nicht so bekannt ist und thematisiert wird und ich wünschte, ich hätte es früher gesagt bekommen! Aber ob ich dann trotzdem hierher gekommen wäre? Ich bezweifle es!
Nun, die Zeit wird zeigen, ob der Körper sich ausreichend anpassen kann oder nicht. Ich nehme einfach mal eins nach dem anderen:-)
Aber nach Potosí hochzukommen hat sich auf jeden Fall jetzt schon gelohnt. Das bisschen, was ich von der Stadt bisher gesehen habe, ist sehr schön und die Leute äusserst freundlich. Und was ich von meinen Arbeitskolleginnen bereits alles erfahren habe, ist so in keinem Buch oder Internetseite zu finden und unbezahlbar.


Unglaublich was Du do machsch Regina..!!! Ächt spannend was Du schriibsch – isch mega cool, dass Du üs Dini Erläbnis uf dämm Wäg mitteilsch. Dankä..!!! Wänns bi üs dänn au wieder mol grägned hät, schicki dä Rescht zu Dir😄
Dankä! I dem Fall hoffe, dass es bi oi sehr bald sehr viel ränget, damit nochchli öpis für ois in Potosi übrig blibt;-)